Gleich, welche Tür ich zu einer der vier Arbeitsgruppen öffne, um neugierig staunend dabei zu sein, - immer bietet sich mir das gleiche Bild:

Hoch konzentriert arbeitende Neun- und Zehnjährige, die begeistert das Themengebiet, in das sie sich eingewählt haben, mit Leben erfüllen.

Ich bin gespannt und fasziniert zugleich, wie die Kinder ihr enormes, mitunter detailliertes Fachwissen aus den unterschiedlichsten Bereichen im Kreis sitzend, zusammentragen. Stets behutsam von den anwesenden Pädagogen begleitet.

Abwartend; Fixpunkte festhaltend.

Die Kinder geben das Tempo vor.


Mir geht die Bemerkung einer kurzzeitig anwesenden Journalistin nicht aus dem Kopf : “Wieso reden Sie denn mit den Kindern über die Renaissance?!“ Sie ist der Meinung, dass Grundschüler von all diesen Dingen keine Ahnung haben könnten, da dies noch nicht in der  Schule behandelt wurde.

Offensichtlich hätte sie sich nicht im Vorfeld eine Meinung zurecht legen, sondern sich einfach dazu setzten sollen...

Wir sind inzwischen tief eingetaucht in die Welt der Renaissance.

Zu meinem anfänglichen Staunen, mit welcher Unkompliziertheit sich diese Kinder einzelne Begriffe zuwerfen, sie auffangen, einem Schneeball gleichend, ständig vergrößernd, weiter geben, gesellt sich die Begeisterung.

Begeisterung darüber, wie faszinierend unkonventionell hier Basiskenntnisse mit Fachwissen verschmelzen dürfen. Wie jeder die Möglichkeit des Redens erhält. Wie mit hervorragendem pädagogischem Geschick immer wieder Verbindungen zwischen den einzelnen Beiträgen der Kinder und dem eigentlichen Thema geknüpft werden.

Nach und nach finden sich zu den Namen von Adam Ries, Albrecht Dürer, Leonardo da Vinci, Galileo Galilei, Martin Luther und Johannes Gutenberg zunächst einzelne Begriffe wie Malerei, Buchdruck, Wissenschaften, Astronomie, Anatomie, Rechnen, Lesen u.v.a.m..

Als die Fugger und die Frage des Geldes Einzug in die Runde halten, sind die Kinder längst zu der Erkenntnis gelangt, dass all das nicht voneinander losgelöst existieren und sich weiter entwickeln konnte. Dass Wissen eine Grundvoraussetzung für Entwicklung und Fortschritt bedeutete; dass Geld von Nöten war, um das erworbene Wissen für neue Entdeckungen anwenden zu können. Die Wirtschaft kommt ins Spiel...

Und plötzlich bringt ein Kind die Frage auf, ob denn die Reichen und Mächtigen es überhaupt wollten, dass plötzlich mehr Menschen richtig rechnen und lesen konnten, denn dann wäre ja z.B. der Betrug auf dem Markt nicht mehr so einfach.

Ein zweites wirft ein, dass die Wissenschaftler auch Probleme mit dem eigenen Wissensdrang und den herrschenden Regeln ihrer Zeit hatten. Es war doch verboten, Leichen zu öffnen. Wie aber sollten sie genaue Kenntnisse über den Körperbau des Menschen bekommen; wie die wahren Ursachen für Krankheiten finden...?!

Nach und nach füllt sich die Pinwand mit Bildern, Namen und Begriffen, die im Gedächtnis bleiben.

Ich schaue in erwartungsvolle große Augen, die voller Eifer beim Thema sind. In Kindergesichter mit glühenden roten Wangen.


Nach fast zwei Stunden lässt nun doch langsam die Konzentration nach. Der Bewegungsdrang siegt über die Neugier, und wenig später hüpfen, springen, toben, lachen, spielen die meisten der Dritt-und Viertklässler im Freien.

Dies ist die Zeit der Gymnasiasten. Jetzt sind sie gefragt. Sie machen ihre Sache gut, denn

die eintretende Ruhe in den Räumen gibt dem Pädagogenteam Gelegenheit zum kurzzeitigen

Abschalten, für Gespräche  und einen Kaffee...  


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